Statistiken zu Großbritannien
Großbritannien: Angaben zu Demografie und Bevölkerung
Die Gesamtbevölkerung von Großbritannien ist im Jahr 2023 auf geschätzt rund 68,7 Millionen Einwohner:innen gewachsen. Die größten Städte in Großbritannien im Jahr 2021 sind London, Birmingham und Glasgow. London ist nicht nur eine Touristenmetropole, die britische Hauptstadt ist je nach Definition auch eine der größten Städte Europas oder bildet einen der größten Ballungsräume Europas.Die Bevölkerungsentwicklung von Großbritannien ist positiv, im Jahr 2023 hat das Bevölkerungswachstum rund 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr betragen. Auch für die Zukunft wird ein kontinuierliches Bevölkerungswachstum für das Land erwartet, wenngleich sich die Entwicklung verlangsamt. Im Vergleich zu der Bevölkerungsentwicklung in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) wird das außergewöhnlich hohe britische Bevölkerungswachstum deutlich: Das Bevölkerungswachstum in Deutschland hat im Jahr 2023 rund 0,35 Prozent betragen, in Frankreich ist die Einwohnerzahl um rund 0,17 Prozent gestiegen.
Natürliche Bevölkerungsentwicklung oder Migration – warum wächst die Bevölkerung von Großbritannien?
Grundsätzlich kann bei der Bevölkerungsentwicklung zwischen dem natürlichen und dem allgemeinen Bevölkerungswachstum (Zuwachsrate) unterschieden werden. Das natürliche Bevölkerungswachstum in Großbritannien reicht nicht aus, um den Bevölkerungsanstieg zu erklären.- Natürliches Bevölkerungswachstum Das natürliche Bevölkerungswachstum ergibt sich aus der Verrechnung von Geburten und Todesfällen. Die Fertilitätsrate von Großbritannien hat im Jahr 2023 rund 1,56 Kinder je Frau betragen. Im europäischen Vergleich der Fertilitätsraten würde sich Großbritannien hier im oberen Drittel eingruppieren. Dennoch liegt die britische Fertilitätsrate deutlich unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Kindern je Frau, das Industrieländer im Allgemeinen benötigen, um die Population zumindest konstant zu halten.
- Allgemeines Bevölkerungswachstum Bei der Zuwachsrate wird das natürliche Bevölkerungswachstum mit dem Migrationssaldo, also dem Saldo aus Immigration (Einwanderung) und Emigration (Auswanderung) verrechnet. Der Migrationssaldo Großbritanniens ist seit Jahren positiv. Im Jahr 2023 hat die Nettozuwanderung in Großbritannien rund 740.000 Menschen betragen. Das Bevölkerungswachstum in Großbritannien ist wie in den meisten Industrieländern eindeutig auf Migration zurückzuführen.
Für ein positives Bevölkerungswachstum wird dementsprechend eine höhere Geburtenrate oder ein positiver Migrationssaldo benötigt.
Entgegen den Bestrebungen der Brexiteers, die Einwanderung nach Großbritannien massiv zu reduzieren, hat sich der Migrationssaldo seit dem Austritt aus der EU sogar massiv erhöht und verändert. Seit dem Referendum im Jahr 2016 verzeichnete Großbritannien im Migrationssaldo mit der Europäischen Union eine abnehmende Zuwanderung aus den EU-Ländern. Seit dem Austritt aus der EU im Jahr 2020 verlassen mehr EU-Staatsangehörige das Land, als im gleichen Zeitraum einwandern; der Migrationssaldo ist negativ.
Umgekehrt hat sich der Migrationssaldo Großbritanniens mit nicht EU-Ausländer:innen deutlich erhöht. Im Jahr 2019 hat die Nettozuwanderung von Nicht-EU-Bürger:innen nach Großbritannien rund 186.000 Menschen betragen. Im Jahr 2023 hat die Nettozuwanderung rund 797.000 Menschen betragen.
Asylanträge in Großbritannien auf Rekordhoch
Neben den allgemeinen Migrationszahlen erreicht auch die Anzahl der Asylbewerber:innen in Großbritannien neue Rekordwerte. Stand Juni 2024, wurden rund 97.107 Asylanträge für Großbritannien registriert, wovon rund 75.658 im Inland gestellt wurden. Dies entspricht etwas mehr als doppelt so vielen Anträgen im Vergleich zum Jahr 2019. Die Lebenserwartung in Großbritannien zählt mit rund 81,3 Jahren (2023) nicht mehr zu den höchsten Lebenserwartungen weltweit
Brexit: Briten in der EU – EU-Bürger in UK
Der Ausländeranteil in Großbritannien ist nach dem Brexit nicht gesunken, sondern auf geschätzt rund 11 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Im Jahr 2019 hat der Ausländeranteil im Land rund 9,3 Prozent betragen. Trotz der Kolonialgeschichte Großbritanniens und der Verflechtungen im Commonwealth of Nations lag der Anteil der EU-Ausländer:innen mit rund 5,5 Prozent deutlich höher als der Anteil der Drittstaatsangehörigen mit rund 3,7 Prozent. Nachdem Großbritannien aus dem europäischen Statistiksystem ausgeschieden ist, hat die britische Regierung bisher keine validen Zahlen veröffentlicht. Es ist aufgrund der beobachteten Verschiebungen in den Migrationsdaten anzunehmen, dass sich die Ausländeranteile zwischen Drittstaatsangehörigen und EU-Ausländern mittlerweile umgekehrt haben.Fünf der zehn häufigsten ausländischen Staatsangehörigkeiten in Großbritannien im Jahr 2022 sind mittlerweile nicht europäisch. Während der EU-Ausländeranteil in Großbritannien sinkt, verläuft die Migrationsentwicklung britischer Staatsbürger:innen in der EU umgekehrt. Im Jahr 2023 ist die Anzahl britischer Staatsbürger:innen in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union auf mehr als 860.000 Menschen gestiegen (laut Quelle liegen nicht für alle EU-Staaten Daten vor). Spanien beherbergt, mit rund 284.037 wohnhaften Briten, die größte britische Gemeinde in der EU, gefolgt von Frankreich (138.024 Personen) und Irland (89.278 Personen).
Vergleicht man die Beschäftigungssituation der wohnhaften EU-Ausländer:innen in Großbritannien mit der gesamten britischen Wohnbevölkerung sind EU-Bürger:innen in Großbritannien häufiger angestellt, häufiger selbstständig und weniger häufig passiv hinsichtlich der Arbeitsplatzsuche. Dabei arbeiten EU-Ausländer in Großbritannien in allen Wirtschaftssektoren. Die Beendigung der Personenfreizügigkeit und die Verringerung der Migration aus der EU ist ein Hauptanliegen der Brexiteers gewesen. Allerdings sind der National Health Service NHS (und auch die Pflege als Teil der Sozialfürsorge) dringend auf Arbeitskräfte aus der EU angewiesen. Im Jahr 2022 sind noch rund 242.000 EU-Ausländer:innen im Sektor Gesundheits- und Sozialarbeit beschäftigt gewesen.
Die von vielen internationalen Beobachtern als „planlos“ empfundene Verhandlungsführung der damaligen britischen Regierung hinsichtlich der Personenfreizügigkeit einschließlich mehrfacher Brüche von Zusagen, führte nicht nur zu wachsender Frustration bei den europäischen Partnern, sie verunsicherte auch die EU-Ausländer:innen in Großbritannien, wie auch umgekehrt die Briten in der Europäischen Union.
In der Folge haben sich Briten vermehrt einbürgern lassen, um den drohenden Nachteilen eines ungeregelten Brexits zu entgehen. Die Anzahl der Einbürgerungen von Briten in Deutschland ist seit 2016 sprunghaft angestiegen. Im Jahr 2023 haben sich rund 1.310 britische Staatsbürger:innen in Deutschland einbürgern lassen.
Großbritanniens Wirtschaft
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Großbritannien ist im Jahr 2023 auf rund 3,34 Billionen US-Dollar gewachsen. Großbritannien ist vor Frankreich die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt und wäre nach Deutschland die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU.Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Großbritannien ist im Jahr 2023 auf geschätzt rund 49.099 US-Dollar gestiegen – Platz fünf der BIPs pro Kopf innerhalb der G20.
Das Wirtschaftswachstum in Großbritannien hat sich im Jahr 2023 deutlich abgeschwächt und erreicht rund 0,14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Jahr 2024 wird ein Wachstum des BIP um rund 0,46 Prozent erwartet.
Die Arbeitslosenquote in Großbritannien ist im Jahr 2023 leicht auf rund 4 Prozent gestiegen. Für das laufende Jahr wird erneut ein geringfügiger Anstieg auf rund 4,15 Prozent erwartet. Die Inflationsrate in Großbritannien ist im Jahr 2023 auf rund 7,3 Prozent gesunken, nachdem die Teuerungsrate im Vorjahr noch rund 9,1 Prozent betragen hat. Verantwortlich für den starken Anstieg ist der russische Überfall auf die Ukraine. Für das Jahr 2024 wird, analog zu den sinkenden Inflationsraten in den EU-Ländern, eine deutlich zurückgehende Inflationsrate in Großbritannien von rund 2,45 Prozent prognostiziert.
Der Außenhandel von Großbritannien
Der Leistungsbilanzsaldo von Großbritannien ist negativ, das Land erzielt im Jahr 2023 ein Leistungsbilanzdefizit von rund 73,5 Milliarden US-Dollar. Für die kommenden Jahre wird ein kontinuierlicher Anstieg des Defizits prognostiziert.Eine weitere Kernforderung der Brexiteers, die Verbesserung der britischen Handelsbilanz, die durch den Abschluss zahlreicher bilateraler Handelsverträge zugunsten der Abkehr vom „überregulierten“ europäischen Binnenmarkt erreicht werden sollte, hat sich nicht erfüllt.
Im Gegenteil, der Handelsbilanzsaldo Großbritanniens ist seit vielen Jahren negativ, was bedeutet, dass mehr importiert als exportiert wird. Seit dem Brexit hat es sich nochmals deutlich erhöht. Im Jahr 2023 beträgt das Handelsbilanzdefizit rund 270,6 Milliarden US-Dollar (nach dem Rekorddefizit von rund 290,6 Milliarden US-Dollar aus dem Vorjahr), womit Großbritannien das zweitgrößte Handelsbilanzdefizit weltweit erzielt.
Aktuelle Monatswerte zu Großbritanniens Gesamthandelsvolumen und Handelsbilanz im Warenhandel lassen keine Trendumkehr erkennen.
Großbritanniens Handelsbilanz mit den Ländern der Europäischen Union erreicht im Jahr 2023 mit rund 154,75 Milliarden Euro das höchste Defizit seit Bestehen der EU. Der Blick auf Großbritanniens Gesamthandelsvolumen und Handelsbilanz im Güterhandel mit der Europäischen Union im Monatsverlauf zeigt eine deutliche Verschlechterung für Großbritannien nach dem Ausscheiden aus der EU und dem europäischen Binnenmarkt. Im Juli 2019 erzielte Großbritannien bei einem Gesamthandelsvolumen mit den Ländern der EU von rund 42,5 Milliarden Euro ein Defizit von rund 10,9 Milliarden Euro. Im Juli 2024 beträgt das britische Handelsdefizit mit der EU rund 15,7 Milliarden Euro, bei einem Gesamthandelsvolumen von rund 44,1 Milliarden Euro.
Export
- Export von Gütern aus Großbritannien: Im Jahr 2023 hat sich der Wert der britischen Warenexporte auf rund 520,7 Milliarden US-Dollar verringert.
- Wichtigste Exportgüter für Großbritannien: Das wichtigste Exportgut Großbritanniens im Jahr 2023 ist Gold zu nicht monetären Zwecken (SITC Abschnitt 97) mit einem Exportanteil von rund 13,1 Prozent gewesen. Straßenfahrzeuge (SITC Abschnitt 78) sind mit einem Exportanteil von rund 9,5 Prozent die zweitwichtigste Warengruppe im Export Großbritanniens.
- Wichtigste Exportländer für Großbritannien: Das wichtigste Exportland Großbritanniens im Jahr 2023 sind die USA mit einem Exportanteil von rund 13,8 Prozent gewesen. Deutschland ist mit einem Exportanteil von rund 7,6 Prozent der zweitwichtigste Exportpartner von Großbritannien.
Import
- Import von Gütern in Großbritannien: Großbritannien hat im Jahr 2023 Waren im Wert von rund 791,3 Milliarden US-Dollar importiert.
- Wichtigste Importgüter für Großbritannien: Die wichtigsten Importgüter Großbritanniens im Jahr 2023 sind Straßenfahrzeuge (SITC Abschnitt 78) mit einem Importanteil von rund 11,6 Prozent gewesen. Erdöl und Erdölerzeugnisse (SITC Abschnitt 33) ist mit einem Importanteil von rund acht Prozent die zweitwichtigste Warengruppe im Import Großbritanniens.
- Wichtigste Importländer für Großbritannien: Das wichtigste Importland Großbritanniens im Jahr 2023 ist China mit einem Importanteil von rund 12,5 Prozent gewesen. Die USA sind mit einem Importanteil von rund 12 Prozent der zweitwichtigste Handelspartner von Großbritannien. Deutschland ist mit einem Importanteil von rund 9,5 Prozent das drittwichtigste Importland Großbritanniens.